In der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Klimaschutz, Energie und Mobilität am 10. Juli stellte Gemeinderat Gerhard Hippmann den Bericht seines vierten Jahres als Referent für Mobilität und Verkehr vor. Dieser umfasst den Zeitraum von Mai 2023 bis April 2024 und liegt als Präsentation mit Links zu weiteren Infos vor.
Das vierte Jahr war geprägt von einer äußerst angespannten Haushaltslage, welche auch im Bereich Mobilität für wenig Handlungsspielraum sorgte. Dennoch konnten noch eine ganze Menge zuvor beschlossene Projekte realisiert werden.
Große Fortschritte gab es bei den gemeindlichen Fahrradabstellanlagen. So wurden Radlständer beim Freizeitheim in Hochstadt installiert. Auch die neue Grundschule wurde mit 66 hochwertigen Abstellplätzen, davon 30 überdacht, ausgestattet. Gleichzeitig wurden die überdachten Radlständer der Sporthalle erneuert.
Nach mehr als zehn Jahren Vorbereitung begann im April endlich die Sanierung und Erweiterung der Fahrradabstellanlagen am Bahnhof. Die bestehenden Überdachungen wurden mit neuen Dächern, Dachrinnen, Radlständern und Beleuchtung ausgestattet. Außerdem wurde am westlichen Ende eine Überdachung ergänzt und zwischen Bahnhofsgebäude und den Gleisen eine neue Abstellanlage mit 23 nicht überdachten Plätzen errichtet. Schließlich wurden auf dem jahrzehntelang ungenutzten Grundstück zwischen Parkplatz und Rampe zum Bahnsteig Fundamente für neue Abstellanlagen mit insgesamt 135 Plätzen gelegt.
Im Herbst 2022 war der Ausbau des Steinebacher Wegs für den Alltagsradverkehr knapp vom Gemeinderat abgelehnt worden. Stattdessen wurde Ende letzten Jahres die Oberfläche mit einem neuen wassergebundenen Belag versehen. Dadurch ist der Weg derzeit deutlich besser befahrbar als zuvor.
Nach jahrelangen Verhandlungen mit dem Landratsamt konnte endlich auch ein Wartehäuschen an der Bushaltestelle Neuhochstadter Straße errichtet werden. Leider konnte auf der östlichen Straßenseite der vorgeschriebene Mindestabstand von 4,5 m zur Fahrbahn nicht eingehalten werden, sodass es jetzt nur ein Häuschen auf der Westseite gibt. Zwei weitere Bushäuschen wurden am 11. Mai 2022 vom Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Energie und Mobilität beschlossen, bisher aber leider nicht realisiert.
Auch im vergangenen Jahr wurden neue Bordsteinabsenkungen hergestellt. Diese befinden sich in der Gautinger Straße gegenüber der Einmündung Auweg und am östlichen Ende des Walchstadter Wegs, wo ein Übergang für den Weg zur neuen Schule geschaffen wurde. Somit sind nun 16 der ursprünglich 32 fehlenden Bordsteinabsenkungen realisiert worden.
Fortschritte konnten nicht nur bei der Infrastruktur, sondern auch in Sachen Verkehrsberuhigung erzielt werden. So wurde in Hochstadt die 30-Zone in der Kirchenstraße um Angerweg, Wiesenweg und Am Wiesmatweg erweitert. Damit gilt nun Tempo 30 auf allen Gemeindestraßen östlich der Weßlinger Straße.
Außerdem beschloss der Gemeinderat im Juli die Ausweisung von vier verkehrsberuhigten Bereichen in der Unteren Seefeldstraße, der Neuhochstadter Straße, der südwestlichen Ettenhofener Straße und der Kolpingstraße. Bisher wurde aber nur die Untere Seefeldstraße umgesetzt, wobei die Markierung der Parkstände zu nahe am See und mit der Möglichkeit zur missbräuchlichen Nutzung als Senkrechtparker erfolgte. Am 8. März lud die Gemeindeverwaltung zu einer Infoveranstaltung ein, um die geplanten Maßnahmen vorzustellen. Diese nutzten einige Anwohner:innen als Bühne, um ihr Unverständnis für jegliche Beschränkung des Kfz-Verkehrs zugunsten von Fußgänger:innen und Kindern zu demonstrieren. Die Umsetzung der drei restlichen verkehrsberuhigten Bereiche steht noch immer aus.
Der MVV hat sich zum Ziel gesetzt, sein gesamtes Verbundgebiet mit Mobilitätspunkten auszustatten, an denen Leihfahrzeuge für die Kombination mit anderen Verkehrsangeboten zur Verfügung stehen. Dabei wird es sich im Landkreis Starnberg zunächst ausschließlich um Bikesharing-Stationen handeln. Die Gemeinde Weßling war aufgefordert, mögliche Standorte vorzuschlagen. Ebenso wie in Gilching wurden Leihräder dabei nur für Pendler:innen vorgesehen und neben dem S-Bahnhof drei Standorte in Gewerbegebieten (Argelsrieder Feld, DLR und Flughafen) rückgemeldet.
Als Start zur Zertifizierung der Gemeinde Weßling als fahrradfreundliche Gemeinde hatte am 12. Mai 2022 eine Vorbereisung stattgefunden, deren Ergebnis durch eine Art Zeugnis mit bereits positiven und noch zu verbessernden Merkmalen für den Radverkehr dokumentiert wurde. Zur Halbzeit auf dem Weg zur entscheidenden Hauptbereisung sieht die Bilanz nicht gerade rosig aus: Sechs der zehn Handlungsbedarfe sind nach wie vor offen, und einige der positiven Punkte wurden mittlerweile eingestellt.
In der Gemeinderatssitzung am 23. Januar wurden Beschlüsse zu Maßnahmen aus dem Bürgerworkshop Gautinger Straße am 27. Februar 2023 gefasst. Da für die meisten Vorschläge nicht die Gemeinde, sondern die untere Verkehrsbehörde im Landratsamt zuständig ist, waren hier keine großen Würfe möglich. Immerhin konnten einige Verbesserungen für Fußgänger:innen beschlossen werden, die allerdings bisher noch nicht umgesetzt wurden.
Unerwähnt blieben die haarsträubende Radverkehrsführung während der monatelangen Sanierung der Brücke Hauptstraße-Steinebacher Weg und die Realisierung der aus der Zeit gefallenen, an der Priorisierung des Kfz-Verkehrs festhaltenden Schulwegplanung. Nahezu keine Fortschritte gab es außerdem bei den Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen, von denen Ende April insgesamt 13 unerledigt waren. Trotzdem war die Bilanz umgesetzter Maßnahmen im vergangenen Jahr noch recht gut. Gerhard blickt jedoch mit wenig Zuversicht in die Zukunft: „Wegen knapper Kasse und verkehrspolitischem Stillstand sind im nun folgenden Jahr kaum mehr wesentliche Fortschritte zu erwarten. So kommt auch die Entwicklung nachhaltiger Mobilität in der Gemeinde Weßling unter die Räder der Zeitenwende.“
Artikel im Starnberger Merkur