Umgehungsstraße Weßling und Enteignung Wörthsee

Eine Antwort auf Leserbriefe in der Presse von unserem Vorstandsmitglied Verena Kellner

Zwei Leserbriefe von Befürwortern der Umgehungsstraße innerhalb von drei Tagen fordern eine Gegendarstellung direkt heraus:
Es sind durchaus nicht „die Bürger“, die die Umgehung erwarten. Der Bürgerentscheid ist sehr knapp ausgefallen, viele Bürger/Innen wollen diese Straße nicht oder sind sehr skeptisch bez. dem angepriesenen Nutzen, den sie „allen“ bringen soll. Die Argumente dagegen waren durchaus stichhaltig. In jedem Fall ist Weßling dann auf drei Seiten von Straßen umzingelt.
Das größte Interesse daran haben zwangsläufig die Besitzer der Grundstücke an der Hauptstraße, denn sie können dann in jedem Fall auf eine Wertsteigerung hoffen. Die mindestens 400 Bewohner der Höhenrainäcker-Siedlung dagegen, die Schüler, die in die geplante Grundschule ganz in der Nähe der Umfahrung gehen werden und auch die Sportler müssen dann den Anteil an Lärm und Gestank ertragen, der den Anwohnern der Hauptstraße erspart wird. Die 2500.- Euro, die das dank Sonderbaulast pro Familie in etwa kosten wird, dürfen sie aber mitbezahlen.
Und die finanzielle und personelle Überlastung der Gemeinde schadet Ihnen wie allen anderen.
Bisher wurde jahrelang mit heftigstem moralischem Druck auf die nicht betroffenen Bewohner Weßlings und den Gemeinderat eingewirkt, jetzt soll auch noch – ein Novum! –
die Nachbargemeinde enteignet werden – und das Grundstück ist evtl. gar nicht ihr Eigentum! Wenn dann noch ihr Trinkwasser verunreinigt werden sollte, wäre der Schildbürgerstreich vollendet.

Ein Argument, dass leider nie gehört wird, wenn es um Straßenbau geht: wieder werden viele Wildtiere geopfert, die hier leben – sie werden nicht nur Lärm und Gestank ertragen müssen, sondern werden grausam verstümmelt und totgefahren. Sie können keinen Anwalt nehmen und ihre Stimme nicht erheben – aber es ist auch ihr Land!

5 Kommentare

  1. Gerhard Hippmann

    Aus meiner Sicht zeugt die Idee, diese Straße zu bauen, von erstaunlicher Kurzsicht in Raum und Zeit. Offenbar reicht die Welt der Akteure nicht einmal bis zur Gemeindegrenze, sondern lediglich bis zum Ende der Bebauung. Und offenbar haben sie noch nicht erkannt, dass auch Oberbayern in absehbarer Zeit vom Wandel in die Postwachstumsära geprägt sein wird. Daher ziehen wir kurzfristig noch mehr Verkehr in den Landkreis, und langfristig müssen wir uns mit Verschuldung und dem Erhalt unnützer Infrastruktur herumschlagen.

  2. Ludwig Ostermayer

    Ludwig.Ostermayer
    Der Beitrag von Verena Kellner zum Thema Umgehungsstraße bedarf zumindest einiger Korrekturen:

    1. Zitat: „Der Bürgerentscheid ist sehr knapp ausgefallen, viele Bürger/Innen wollen diese Straße nicht oder sind sehr skeptisch bez. dem angepriesenen Nutzen, den sie „allen“ bringen soll.“

    Bei dem Bürgerentscheid hatte der Bürger nicht abzustimmen über die Frage: “Umgehungsstraße ja oder nein” sondern ob die Gemeinde Weßling durch eine Beteiligung an den Kosten der Umgehungsstraße (20 %) den zeitnahen Bau der Straße ermöglichen solle. Das ist eine völlig andere Fragestellung.
    In den davor liegenden Jahrzehnten hat der Gemeinderat als Repräsentant der Bürgerschaft immer mit erheblicher Mehrheit den Bau einer Umgehungsstraße gefordert und schließlich dem vorliegenden Plan zugestimmt.
    Wer das Ergebnis eines Bürgerentscheids mit einer völlig anderen Fragestellungverknüpft, ist unglaubwürdig.

    2. Zitat: „Die 2500.- Euro, die das dank Sonderbaulast pro Familie in etwa kosten wird, dürfen sie aber mitbezahlen.“

    2012 gab es in der Gemeinde Weßling 2.367 Wohnungen(Familien und Singles). Der Bau der Umgehungsstraße wird die Gemeinde etwa 2 Millionen € kosten. Demnach käme auf die Bewohner einer Wohnung eine Belastung von 845 € zu und nicht 2.500 €. Nebenbei: diese Belastung trifft nicht die Bürger direkt sondern wird aus dem Gemeinde-Haushalt bestritten, aber das war sicher auch so gemeint gewesen.
    Dies nur zu den zwei ganz offensichtlich nicht zutreffenden Aussagen in dem Beitrag. Dass auch die weiteren (z.B. Belastungen des Sportplatzes, der neuen Schule und der Höhenrainäcker-Siedlung usw.) nicht haltbar sind, ist durch eine Vielzahl von sehr kompetenten Untersuchungen und Gutachten belegt. Diese alle durchzuarbeiten, ist sicher nicht jedem zuzumuten. Doch dann sollte man auch mit seiner Kritik zurückhaltender sein.

  3. Verena Kellner

    Zum Kommentar von Herrn Ostermayer: ich weiß nichts davon, dass es gesicherte Zahlen dazu gäbe, wieviele Bürger die Umgehungsstraße wünschen. Aussagekräftig scheint mir daher nur das Ergebnis der Abstimmung zur Sonderbaulast. Zu den Kosten: es wäre das erste Mal, dass ein öffentliches Bauwerk nicht teurer würde als anfangs angegeben. Bei drei Millionen Euro wären das 2400.- Euro pro vierköpfiger Familie. Ich hatte nichts von Haushalten geschrieben. Und natürlich ist das Gemeindegeld, aber gerade Familien mit Kindern sind darauf angewiesen, dass die Gemeinde Geld hat.

  4. Gerhard Hippmann

    Es ist ja nicht grundsätzlich verkehrt, wenn von der Gemeinde finanziell aufwändige Projekte angegangen werden. Dann muss aber gewährleistet sein, dass sie in die Zukunft statt in die Vergangenheit gerichtet sind, und dass Ursachen statt Symptome angegangen werden. Beide Kriterien sehe ich im Fall der Umfahrung nicht erfüllt. Es handelt sich um eine End-of-pipe-Maßnahme, bei der ein Problem nicht gelöst, sondern lediglich aus dem Blickfeld verbannt wird. Mag schon sein, dass die Welt vor 25 Jahren anders ausgesehen hat.

  5. Reiner Voigtländer

    …eigentlich ist ja alles bereits mehrfach gesagt worden…
    -Die Strasse wird für keinerlei Entlastung in Wessling sorgen
    -Wörthseer Trinkwasser wird massiv gefährdet werden
    -Es werden unnütz massiv (Steuer)Gelder verschwendet
    -Die Verbindung Wörthsee nach Wessling wird nahezu gekappt.
    -Artenschutz und die Natur wird mit Füssen getreten.
    …und vieles mehr…
    Ich wünsche den Verantwortlichen der Gemeinde Wessling von Herzen, sie mögen sich (..und das schon sehr bald..) für diese starrsinnige Verfechtung eines meiner Meinung nach unsinnigen und schädlichen Vorhabens rechtfertigen können. “Denkmäler” dieses Niveaus werden ganz sicher nicht mit Dank sondern eher mit dem “Zorn der Enkelkinder” bedacht. Leider ist das dann nicht mehr umkehrbar.
    Reiner Voigtländer

Verwandte Artikel