Dipl. Soz. Traudl Förster
Dr. W. Frieß
Dr. Horst Günter Heuck
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich stelle zur Gemeinderatssitzung am 25.11.08 folgenden Antrag:
- 1. Die Gemeinde Weßling bekennt sich zur Tradition bäuerlicher Landwirtschaft ohne Agro-Gentechnik.
- 2. Die Gemeinde unterstützt die Bestrebungen der bäuerlichen Institutionen (Bauernverband, Bioverbände) zur flächendeckenden Beschaffung von GVO-freien Futtermitteln.
- 3. Die Gemeinde nützt alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel zur Verhinderung eines möglichen Anbaus von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) auch zu Forschungszwecken und vor allem im Freiland.
- 4. Die Gemeinde verzichtet in ihren eigenen Einrichtungen (z.B. Schulen, Kindergärten, Horte, Mittagsbetreuung, Altenheim) auf die Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen.
- 5. Die Verbandsräte der Gemeinde im Zweckverband für weiterführende Schulen im westlichen Teil des Landkreises Starnberg werden aufgefordert, in diesem Gremium ebenfalls zu beantragen, bei den Essensangeboten für die Schülerinnen und Schüler auf die Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen zu verzichten.
- 6. Die Gemeinde appelliert an die lebensmittelverarbeitenden Betriebe, sowie an den Lebensmittel und Futtermittelhandel ihre Produkte gentechnisch frei herzustellen und dies öffentlich darzustellen.
- 7. Die Gemeinde bekennt sich in ihrer Öffentlichkeitsdarstellung zum Ziel, gentechnikfreie Zone zu sein.
- 8. Auf gemeindlichen Grundstücken dürfen keine gentechnisch veränderten Pflanzen angebaut werden.
BEGRÜNDUNG:
Bei kaum einem anderen umweltpolitischen Thema herrscht in Deutschland und Europa soviel Einigkeit wie beim Thema Agro-Gentechnik: Vier von fünf Bürgerinnen und Bürgern lehnen den Einsatz der Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion ab, 95 Prozent aller KonsumentInnen verlangen eine klare Kennzeichnung von Produkten, bei deren Herstellung Gentechnik mit im Spiel war. Diese Einstellung ist seit 15 Jahren nahezu konstant geblieben und zieht sich quer durch alle europäischen Länder.
Deutlicher kann ein Signal an Politik und Industrie kaum ausfallen.
Es sind weder die Auswirkungen von gentechnisch veränderten Lebensmitteln auf die menschliche Gesundheit hinreichend bekannt noch die ökologischen Risiken der Agro-Gentechnik auch nur annähernd abschätzbar.
Im Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln werden in erster Linie zwei Gesundheitsrisiken diskutiert: das Entstehen von neuartigen Allergien und von weiteren Antibiotikaresistenzen. Schließlich werden mit Hilfe der Gentechnik Bestandteile in die Nahrung eingebaut, die der Mensch nie zuvor im Essen hatte. Und die von der neu eingebrachten Erbinformation produzierten Proteine stehen im Verdacht, Lebensmittelallergien auszulösen. Darüber hinaus enthält eine Vielzahl von Genpflanzen Antibiotikaresistenzgene, die sich auf Bakterien im menschlichen Darm übertragen können. Dadurch besteht die Gefahr, dass immer mehr in der Humanmedizin genutzte Antibiotika unwirksam werden.
Für den Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft gilt: Wir wissen, dass wir nicht viel über langfristige, indirekte und komplexe Wechselwirkungen von gentechnisch veränderten Pflanzen mit der agrarischen und nicht-agrarischen Umwelt wissen. Sofern jedoch Befunde vorliegen, geben diese Anlass zur Besorgnis: So können sich genveränderte Pflanzen in allen Ökosystemen ausbreiten und ihr Erbgut auf verwandte Wildarten übertragen. Dadurch haben sich bereits jetzt einige Ackerkräuter zu „Superunkräutern“ entwickelt, die nur noch mit einer Mischung verschiedener Pflanzenschutzmittel bekämpft werden können. Bei insektenresistenten Pflanzen hat sich gezeigt, dass das von der Gen-Pflanze produzierte Insektengift nicht nur die sogenannten Zielinsekten tötet, sondern auch andere Insekten, die das Gift der Gen-Pflanze über die Nahrungskette aufgenommen haben.
Hinzu kommt, dass der kommerzielle Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in Deutschland mittelfristig das Aus für die bei uns bisher noch weitgehend gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion bedeuten würde. Wohin die Reise auch in Europa gehen kann, machen die drei Hauptanbauländer von Gen-Pflanzen, die USA, Argentinien und Kanada vor: Hier findet schon heute eine flächendeckende gentechnische Kontamination von konventioneller und ökologischer Landwirtschaft statt, gentechnikfreie Produkte (Saatgut, Futtermittel, Lebensmittel) werden immer mehr vom Markt gedrängt. Von einer Wahlfreiheit für VerbraucherInnen, sich für Lebensmittel zu entscheiden, die bei der Herstellung nicht mit Gentechnik in Berührung gekommen sind, kann kaum noch die Rede sein.
Aus Gründen eines vorbeugenden Verbraucher- und Umweltschutzes ist der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen daher abzulehnen.
Traudl Förster
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