Referentenbericht Mobilität & Verkehr 2022/2023

Gemeinderat Gerhard Hippmann stellte in der Gemeinderatssitzung am 16. Mai den Bericht seines dritten Jahres als Referent für Mobilität und Verkehr vor. Dieser umfasst den Zeitraum von Mai 2022 bis April 2023 und liegt als Präsentation mit Links zu weiteren Infos vor.

Am 12. Mai 2022 fand eine Vorbereisung für die Aufnahme der Gemeinde Weßling in die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK) statt. Durch eine Präsentation und eine Radlfahrt durch die Gemeinde machte sich die Bewertungskommission mit Vertreter:innen von AGFK, ADFC und dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr ein Bild von den aktuellen Bedingungen für Radfahrer:innen. Die Kommission zeigte sich angetan und empfahl die Aufnahme der Gemeinde Weßling, welche dann am 18. Juli erfolgte. Um als fahrradfreundliche Kommune zertifiziert zu werden, muss die Gemeinde bei einer erneuten Bereisung nach spätestens vier Jahren zeigen, dass sie in der Radverkehrsförderung deutliche Fortschritte erzielt hat.

Nach der Vorbereisung erschienen die Chancen auf eine baldige erfolgreiche Zertifizierung noch ausgesprochen gut. Doch mit der überraschenden Ablehnung der Fahrradzone bzw. -straße Pfarrstadel sowie des alltagsradverkehrstauglichen Ausbaus des Steinebacher Wegs durch den Gemeinderat wurden über Jahre entwickelte Projekte im letzten Moment gekippt und somit entscheidende Fortschritte für den Radverkehr zunichte gemacht. In den Haushaltsberatungen fiel dann auch noch das seit Juni 2021 laufende Förderprogramm für Lastenräder und -anhänger dem Rotstift zu Opfer. Nun ist unklar, ob und wie es mit der Zertifizierung weiter gehen soll.

Vorschlag 2b aus der AGFK Planungswerkstatt für das Linksabbiegen vom linksseitigen Gehweg der Hauptstraße in die Gautinger Straße

Durch die AGFK-Mitgliedschaft nahm Gerhard als Vertreter der Gemeinde an verschiedenen Tagungen, Facharbeitskreisen, Seminaren und Schulungen der AGFK teil. Interessant sind die Ergebnisse der Planungswerkstatt am 17. und 18. Oktober (Präsentation Seite 6 bis 11). Dort wurden gemeinsam mit anderen AGFK-Kommunen und Radverkehrsplanungsprofis Planungskonzepte zur Verbesserung der Situation an der Kreuzung Hauptstraße/Gautinger Straße/Bahnhofstraße erarbeitet. Ziel war es, das Linksabbiegen vom für den Radverkehr freigegebenen Gehweg entlang der Hauptstraße in die Gautinger Straße, sowie das Queren zur Bahnhofstraße zu verbessern. Insbesondere mit den Vorschlägen 2b und 3 konnten dafür überzeugende Lösungen skizziert werden.

Durch die ablehnende Haltung des Gemeinderats konnten im vergangenen Jahr nur kleine Maßnahmen zur Radverkehrsförderung umgesetzt werden. So wurden beim Hort eine neue, von UNSER DORF gespendete Fahrradabstellanlage und ein Rollerständer installiert. Auch vor dem Rathaus wurde ein neuer, überdachter Radlständer aufgebaut. Erfreulich ist auch der neue, für den Radverkehr freigegebene Gehweg zwischen Ettenhofener Straße und Kesselboden, zumal geplant ist diese Verbindung bis zum Geh- und Radweg nach Hochstadt weiterzuführen. Schließlich wurden mit dem Banner zum Mindestüberholabstand und den Ampelhaltegriffen auf dem Geh- und Radweg nach Gilching auch kleine Maßnahmen in den Bereichen Kommunikation und Service umgesetzt.

Neuer Gehweg zwischen Kesselboden und Ettenhofener Straße

Um mehr Verständnis für die Radverkehrsförderung herzustellen, stellte Gerhard eine gesamtgesellschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse der Verkehrsmittel Auto und Fahrrad vor. Demnach kostet in der EU jeder mit dem Auto gefahrene Kilometer der Allgemeinheit durchschnittlich 11 Cent, während jeder Fahrradkilometer einen Nutzen von 18 Cent bringt. Im Übrigen ist die Gemeinde mit Ausgaben von knapp einem Euro pro Jahr und Einwohner:in weit davon entfernt, besonders viel Geld in den Radverkehr zu investieren.

Viel größere Summen wurden für die Installation von E-Auto-Ladesäulen beim Rathaus und beim Parkplatz am Walchstadter Weg ausgegeben. Dieses Projekt wurde erfreulicherweise von drei Weßlinger Bürgern initiiert und konzipiert. Ebenfalls erfolgreich verlief die Einführung des Rathaus-Carsharings in Kooperation mit der Energiegenossenschaft Fünfseenland und STATTAUTO München: Seit April steht der Gemeindeverwaltung und den Bürger:innen ein geteiltes E-Auto zur Verfügung.

Außerdem wurden im vergangenen Jahr vier weitere Bordsteinabsenkungen hergestellt. Damit sind nun 15 von 30 fehlende Absenkungen vorhanden. Bei den direkt an die Verwaltung gemeldeten Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen sowie bei den beschlossenen Buswartehäuschen gab es im dritten Jahr leider keine Fortschritte.

Gerhard zeigt sich von der Entwicklung enttäuscht: „Im vergangenen Jahr sorgte im Gemeinderat eine starke Minderheit für ein verkehrspolitisches Rollback. Ziel war es offenbar nicht nur, jegliche Beschränkung des Kfz-Verkehrs zu verhindern, sondern zudem unsere umfangreichen Bemühungen in Richtung fahrradfreundliche Gemeinde zu stoppen. Es ist erschütternd, dass die Autolobby nicht nur auf Bundes- und Landesebene, sondern sogar in der Gemeinde Weßling durchregiert. Nur die Fraktion der Grünen setzt sich stets geschlossen für die Förderung nachhaltiger, und somit zukunftsfähiger Mobilität in der Gemeinde ein.“

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